Brüche des Oberarms

Oberarmschaftbruch (Humerusschaftfraktur): Bruch des Oberarmknochens im mittleren, röhrenförmigen Anteil, typischerweise infolge eines Sturzes oder bei direkter Krafteinwirkung auf den Oberarm, etwa bei Verkehrsunfällen. Der Bruch wird fast immer operiert. Begleitende Verletzungen des Speichennervs kommen vor und führen zu manchmal anhaltenden Gefühlsstörungen und Lähmungen an Unterarm und Hand.

Bruch des unteren Oberarmendes (distale Humerusfraktur, supracondyläre bzw. epicondyläre Humerusfraktur): Bruch des Oberarmknochens knapp oberhalb des Ellenbogengelenks, meist bei Sturz auf den Ellenbogen. Bei verschobenen Brüchen, v. a. solchen mit Gelenkbeteiligung, wird in der Regel operiert, unverschobene behandelt der Arzt meist konservativ mit Ruhigstellung im Gips. Bei Kindern reicht oft ein spezieller Verband.

Leitbeschwerden

Nach Sturz oder Unfall:

  • Schwellung, starker Druckschmerz
  • Schmerzhafte Einschränkung der Beweglichkeit in Schulter- und Ellenbogengelenk
  • Manchmal Knickbildung und abnorme Beweglichkeit
  • Knochenreiben bei Bewegungen
  • Gefühlsstörungen an der Streckseite von Daumen und Zeigefinger
  • Schwäche bis Lähmung beim Versuch die Finger zu strecken
  • Der verletzte Arm wird mit dem gesunden am Brustkorb festgehalten

Wann zum Arzt

Sofort, wenn nach einem Sturz oder Unfall die oben genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

Oberarmbrüche sind dafür bekannt, dass sie in 10–20 % der Fälle zu Schädigungen der großen Armnerven führen. Insbesondere der Speichennerv wird bei Brüchen häufig überdehnt, eingeklemmt oder gar durch Bruchenden angespießt. Auch bei Operationen ist der Nerv gefährdet. Oberarmbrüche knapp oberhalb des Ellenbogengelenks schädigen dagegen eher den Ellennerv.

Das macht der Arzt

Meist lassen bereits die klinischen Zeichen (sichere Zeichen eines Knochenbruchs) auf einen Oberarmbruch schließen; Röntgenaufnahmen sichern die Diagnose. Die Behandlung ist bei verschobenen Brüchen fast immer operativ. Der Arzt richtet den Bruch ein und stabilisiert ihn anschließend mit Platten und Schrauben oder einem Nagel, den er in die Markhöhle des Knochens einführt (Marknagel). Schwere Weichteilverletzungen erfordern gelegentlich die Anlage eines äußeren Spanners (Fixateur externe).

Im Kindesalter kommen bei stärker verschobenen Oberarmschaftbrüchen oft elastische Marknägel zum Einsatz. Bei kleineren Kindern unter zehn Jahren lassen sich allerdings auch Brüche mit größeren Verschiebungen oder Achsenknicken bis zu 20° konservativ behandeln, wenn es die Schmerzintensität erlaubt. Fehlstellungen gleichen sich in diesem Alter noch mit dem späteren Knochenwachstum aus. Bei der konservativen Therapie ist eine vier- bis sechswöchige Ruhigstellung notwendig.

Erheblich häufiger als Oberarmschaftbrüche sind im Kindesalter Brüche des unteren Oberarmendes. Bei unverschobenen Brüchen reicht oft eine vierwöchige Ruhigstellung durch einen Oberarmgips oder eine Schlinge, die das Handgelenk am Hals fixiert (Blount-Schlinge). Verschobene Brüche und Verletzungen der Wachstumsfuge verlangen dagegen eine operative Versorgung mit Drähten, elastischen Nägeln oder äußeren Spannern.

Im Anschluss an eine Operation verordnet der Arzt Bewegungsübungen. Frühestens ein halbes Jahr später ist es möglich, das implantierte Material in einem kleinen Eingriff zu entfernen. Platten und Schrauben im mittleren Oberarmdrittel verbleiben meist im Körper, da eine Entfernung die benachbarten Nerven gefährdet.

Erste Hilfe

Die schmerzende Stelle sofort mit Umschlägen, Eisbeuteln oder Kühlpacks, siehe auch P.E.C.H.-Schema, zu kühlen, bringt oft Schmerzerleichterung. Beim Transport zum Arzt ist es empfehlenswert, den verletzten Arm in angewinkelter Stellung vorsichtig mit einem Tuch oder Kleidungsstück am Körper zu fixieren.