Lungenemphysem

Lungenemphysem (Emphysem, Lungenüberblähung): Überdehnung und Überblähung des Lungengewebes. Im Laufe der Erkrankung gehen immer mehr Lungenbläschen und kleinste Bronchien zugrunde und werden durch für die Atemfunktion nutzlose Emphysemblasen ersetzt. Dadurch vermindert sich die Gasaustauschfläche und damit die gesamte Lungenfunktion. Dies äußert sich als Atemnot zunächst bei Belastung, später auch in Ruhe. Betroffen sind vor allem langjährige Raucher, Männer häufiger als Frauen. Die Erkrankung ist nicht heilbar, bei konsequentem Rauchverzicht kann ein Fortschreiten aber aufgehalten werden.

Selten ist ein angeborener Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (AAT-Mangel) die Ursache (betrifft 1 von 2 000 Menschen). Alpha-1-Antitrypsin (AAT) ist ein in der Leber gebildetes Eiweiß, das die Lungenschleimhaut vor eiweißspaltenden Enzymen (Proteasen) schützt.

Leitbeschwerden

  • Husten
  • Kurzatmigkeit bei Anstrengung mit erschwerter Atemtätigkeit
  • Atemnot bei Belastung
  • Immer wiederkehrende Infekte oder Lungenentzündungen

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn das Atmen bei Anstrengung ohne erkennbare Ursache (wie z.B. eine Erkältung) schwerfällt.

Die Erkrankung

Dem Lungenemphysem liegt eine teilweise Zerstörung der Lungenbläschen und feinsten Bronchien zugrunde, dadurch reduziert sich die Fläche zum Gasaustausch zwischen Blut und Luft. Die Zerstörung des Lungengewebes umfasst auch die Schädigung der elastischen Fasern, die die kleinen Atemwege bei der Ausatmung offen halten. Das führt auch zum Kollaps der kleinen Bronchiolen. Die Luft kann nur teilweise abgeatmet werden, was allmählich zur Überblähung der Lunge führt.

Durch die Überblähung wird das Zwerchfell tiefer in Richtung Bauchraum gedrückt, das Brustbein und die Brustwirbelsäule wölben sich nach außen, die Rippen stellen sich waagerecht: dieser so genannte Fassthorax (Thorax = Brustkorb) ist ein Zeichen für ein fortgeschrittenes Lungenemphysem. Dabei ist der gesamte Brustkorb steifer, die Einatmung erfolgt nicht durch die Zwischenrippenmuskulatur und das Zwerchfell, sondern fast nur noch durch das Zwerchfell. Dies führt zu einer erschwerten Einatmung.

Auslöser dieses lungenzerstörenden Prozesses ist ein Ungleichgewicht zwischen Faktoren, die das Lungengewebe schützen (wie das Alpha-1-Antitrypsin), und solchen, die das Gewebe angreifen, allen voran der Tabakrauch. Aber auch langjährige Asthmatiker und von chronischer Bronchitis Betroffene entwickeln nicht selten ein ausgeprägtes Lungenemphysem.

Weniger häufig ist das Altersemphysem. Es ist durch die nach dem fünften Lebensjahrzehnt abnehmende Elastizität von Lunge und Brustkorb bedingt. Luftschadstoffe am Arbeitsplatz, ein schwerer angeborener AAT-Mangel und Überdehnung des Lungengewebes in der Umgebung von schrumpfenden Narben oder operativ entferntem Lungengewebe sind seltene Gründe für ein Lungenemphysem.

Die Folgen des Emphysems bleiben jahrelang verdeckt, bis eine kritische Grenze an zerstörtem Gewebe überschritten ist. Dann kommt es zunächst zum Sauerstoffmangel im Blut; bei Fortschreiten der Erkrankung auch zusätzlich zu erhöhtem Kohlendioxid, das nicht mehr ausreichend ausgeatmet werden kann. Die Patienten leiden ständig unter Atemnot.

Außerdem sind die Emphysemblasen Sammelbecken für Sekrete. Diese bilden einen idealen Nährboden für Bakterien und andere Infektionserreger und fördern die Entstehung hartnäckiger Atemwegsinfekte.

Folgeerkrankungen des Lungenemphysems sind Lungenhochdruck und Rechtsherzbelastung sowie gelegentlich ein Spontanpneumothorax.

Das macht der Arzt

Die Diagnose ist möglich anhand von klinischem Untersuchungsbefund, Röntgenbild, CT, Lungenfunktion und gegebenenfalls Alpha-1-Antitrypsin-Bestimmung. Durch eine Blutgasanalyse kann das Ausmaß der Gasaustauschstörung genau gemessen werden.

Die Behandlungsmöglichkeiten sind begrenzt, da sich zerstörtes Lungengewebe nicht ersetzen lässt. Man kann aber durch striktes Nichtrauchen einen Stillstand der Erkrankung erreichen. Gleichzeitig muss auf einen staubfreien Arbeitsplatz geachtet werden (Bäckereien und Schreinereien z. B. sind ungeeignet). Auch Smog und Passivrauchen sollten gemieden werden. Entzündungen der Lunge müssen konsequent behandelt werden und jährliche Impfungen gegen Grippe und alle 5–6 Jahre gegen Pneumokokken werden zur Vorbeugung von Infekten empfohlen.

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel. Bei einem schweren Alpha-1-Antitrypsin-Mangel kann dieses Eiweißmolekül als Konzentrat zugeführt und damit die Erkrankung günstig beeinflusst werden. Infekte müssen rasch antibiotisch behandelt werden und Beschwerden, die durch Verengungen der Bronchien verursacht werden, folgen dem Therapieschema für Asthma.

Atemphysiotherapie kann durch das Training der Atemmuskulatur und Einüben spezieller Atemtechniken die körperliche Belastbarkeit steigern und die Atemnot lindern.

Bei schwerem Sauerstoffmangel im Blut ohne Kohlendioxidanstieg kann eine Sauerstoff-Langzeittherapie die Lebensqualität erheblich verbessern und die Überlebenszeit steigern.

Sauerstoff-Langzeittherapie. Die Gabe von Sauerstoff über mindestens 16 Stunden pro Tag hilft bei chronischen Erkrankungen, wenn die geschädigte Lunge dem Körper nicht mehr genug Sauerstoff zuführen kann (Sauerstoff-Langzeittherapie). Dies wird zuvor mit einer Blutgasanalyse (BGA) geprüft.

Für Erkrankte, die die Wohnung nicht verlassen, kommt ein Sauerstoffkonzentrator infrage. Er benötigt nur eine Steckdose, ist unkompliziert in der Handhabung und ermöglicht einen Bewegungsspielraum von ~ 15 m.

Für Patienten, die viele Stunden außer Haus sein können, gibt es mobile Geräte, die bequem in einem Rucksack mitgeführt werden können. Der Sauerstoff wird meist über einen Nasenschlauch zugeführt.

Im ersten Jahr sind Kontrollen von Lungenfunktion und BGA im Abstand von 8–12 Wochen nötig, danach halbjährlich.

Während der Therapie ist offenes Feuer (z. B. Rauchen, brennende Kerzen, Gasherd) tabu, denn es besteht Explosionsgefahr! Auch müssen die Geräte regelmäßig gereinigt werden, weil sich sonst gefährliche Bakterien wie z. B. Legionellen (Erreger der Lungenentzündung) im Gerät vermehren und in der Atemluft verteilen.

Bei Erschöpfung der Atemmuskulatur durch Überanstrengung und bei Anstieg der Kohlendioxidkonzentration im Blut kommt eine Heimbeatmung infrage. Sie wird nachts über Mund oder Nasenmaske zu Hause durchgeführt. Es gibt verschiedene Geräte zur Selbstbeatmung. Sie werden in einem Schlaflabor oder einer Lungenfachklinik auf die Bedürfnisse des Kranken eingestellt.

Bei sehr großen Emphysemblasen oder bei häufigem Pneumothorax werden operative Maßnahmen erforderlich, und im Endstadium bleibt in manchen Fällen nur noch die Lungentransplantation.

Nur wer das Rauchen aufgibt, kann das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten. Die mittlere Lebenserwartung von Rauchern mit Emphysem liegt bei nur 48 Jahren.

Selbsthilfe

Wenn Sie mit Ihrer Erkrankung zurechtkommen wollen, müssen Sie ein Gefühl dafür entwickeln, was Ihnen guttut und was nicht. Spazierengehen (auch wenn es nur ein paar Schritte sind), Familienangehörige oder Freunde treffen, arbeiten – versuchen Sie Ihre Einschränkungen und Möglichkeiten realistisch einzuschätzen und das zu praktizieren, was Ihnen guttut.

Atemerleichternde Maßnahmen wie der Einsatz der Lippenbremse helfen dabei, die Luft aus der Lunge auszuatmen.

Komplementärmedizin

Mit komplementärmedizinischen Verfahren kann die Zerstörung der Lungenbläschen weder aufgehalten noch rückgängig gemacht werden.

Ein sinnvoller Ansatzpunkt ist die Stärkung der Immunabwehr durch Bewegung, Kreislauftraining und eventuell zur Vorbeugung von Atemwegsinfekten (z. B. Nasennebenhöhlenentzündung).