Gebärmutterhalskrebs

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom, Kollumkarzinom): Bösartiger Tumor des Gebärmutterhalses; wird heute dank verbesserter Früherkennungsmaßnahmen oft in noch gutartigen Vorstufen entfernt, sodass in Deutschland „nur“ noch etwa jede 50. Frau an Gebärmutterhalskrebs erkrankt. Der Altersgipfel für diese Krebsform liegt zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr, für die meist bei der Früherkennung entdeckte Vorstufe des Gebärmutterhalskrebses (Carcinoma in situ) zwischen dem 25. bis 40. Lebensjahr. Die Prognose ist im Vergleich zu anderen Krebsarten gut, die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt etwa 90 %.

Leitbeschwerden

  • Blutung unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr
  • Scheidenblutung außerhalb der Menstruation
  • Blutig-eitriger oder fleischfarbener Ausfluss

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn die genannten Beschwerden auftreten.

Die Erkrankung

 

Der Gebärmutterhalskrebs ist gut erforscht und gilt als einer der bösartigen Tumoren, die infolge von früheren Infektionen entstehen. Als Hauptverdächtige gelten die Humanen Papillom Viren (HPV) Typ 16 und 18. Diese Annahme wird durch die Erfahrung bestätigt, dass lebenslang sexuell inaktive Frauen, wie z. B. Nonnen, seltener an Gebärmutterhalskrebs erkranken. Weitere Risikofaktoren sind früher Geschlechtsverkehr, häufig wechselnde Geschlechtspartner, schlechte Sexualhygiene und Rauchen.

Der Gebärmutterhalskrebs wächst im unteren Abschnitt der Gebärmutter, typischerweise in der Nähe des Muttermunds. Er entwickelt sich über mehrere Vorstufen, die dank der jährlichen Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung (Gebärmutterhalsabstrich) leicht erkannt werden können.

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung. Ein Gebärmutterhalskrebs mit Sitz weit unten am Muttermund ist möglicherweise bereits in der gynäkologischen Untersuchung sichtbar, sehr häufig jedoch tastbar. Häufiger erbringt jedoch der Zellabstrich im Rahmen der regelmäßigen Vorsorgeuntersuchung den Befund von Krebszellen (Pap-Stadium IV oder V). Zur Sicherung der Diagnose entnimmt der Arzt unter örtlicher Betäubung aus dem betroffenen Areal mit einer feinen Zange eine Gewebeprobe (Biopsie) und lässt diese feingeweblich im Labor untersuchen. Eine Alternative ist die Konisation, bei der ein kegelförmiges Stück des Muttermunds in Vollnarkose ausgeschnitten wird. Dabei sollte möglichst gleich das gesamte befallene Areal entfernt werden. Somit dient die Konisation bei kleinen Tumoren nicht nur der Diagnose, sondern bereits der Behandlung. In der Regel folgt im Anschluss an die Konisation eine Ausschabung, um auch weiter oben im Gebärmutterhals sitzende Krebszellen mit zu entfernen. Eine Konisation ist normalerweise komplikationslos; es kann jedoch zwischen dem 6. und 10. Tag nach dem Eingriff zu Nachblutungen durch Ablösen der Wundkruste kommen.

Therapie

Wurde bei der Konisation nicht der ganze Krebs entfernt, werden Gebärmutterkörper und Gebärmutterhals komplett entfernt (Gebärmutterentfernung), es sei denn, es besteht noch ein Kinderwunsch.

Manche Autoren empfehlen Frauen nach Abschluss der Familienplanung in jedem Fall die Gebärmutterentfernung, auch wenn durch die Konisation der Krebs vollständig entfernt wurde.

Auch wenn die Gebärmutterentfernung durch die Scheide (vaginale Operation) möglich ist, erfolgt sie beim Gebärmutterhalskrebs über einen Bauchschnitt (Laparotomie), da so das OP-Gebiet besser eingesehen wird. Bei der erweiterten Gebärmutterentfernung (Radikaloperation nach Wertheim-Meigs) werden in einer offenen Operation neben der kompletten Gebärmutter auch das umliegende Bindegewebe, das obere Drittel der Scheide sowie die zum Abflussgebiet gehörenden Lymphknoten entfernt.

Hat sich der Tumor so weit ausgedehnt, dass in der Operation nicht das gesamte bösartige Gewebe entfernt werden kann, ist eine anschließende Strahlentherapie nötig. Diese erfolgt – je nachdem, wo das restliche Tumorgewebe sitzt – durch die Haut oder die Scheide hindurch als Kontaktbestrahlung. Dabei wird ein z. B. mit radioaktivem Iridium gefülltes Röhrchen in den Scheidenstumpf eingelegt, sodass weniger gesundes Gewebe den Strahlen ausgesetzt ist. Für eine Kontaktbestrahlung ist ein kurzer Krankenhausaufenthalt von wenigen Tagen erforderlich. Sie kann allerdings nicht durchgeführt werden, wenn das umliegende Gewebe durch die Krebserkrankung oder durch frühere Operationen schon stark beschädigt ist.

Viele Patientinnen, die eine Bestrahlung bekommen, leiden danach an Durchfall. Laut einer Studie lässt sich das vermeiden, wenn die Frauen während der Behandlung Selen als Natriumsalz  einnehmen: Dank dieser Nahrungsergänzung hatten nur 21 Prozent der behandelten Frauen mit Durchfall zu kämpfen im Vergleich zu 45 Prozent der Frauen, die kein Selen erhalten hatten. So verringerte Selen strahlungsbedingte Beschwerden, ohne den Nutzen der Bestrahlung zu beeinträchtigen.

Nachsorge

Die Nachsorgeuntersuchungen finden in den ersten 3–5 Jahren vierteljährlich statt und umfassen die komplette gynäkologische Vorsorge (Tastuntersuchung) sowie die Gewichtskontrolle.

Früherkennung und Vorsorge

Die gesetzlichen Leistungen zur Gebärmutter(hals)krebsfrüherkennung bestehen im jährlichen Gebärmutterhalsabstrich ab einem Alter von 20 Jahren.

HPV-Test. Manche Frauenärzte empfehlen zusätzlich einen Test auf krebsauslösende Humane Papillom Viren (HPV-Test), da diese die zentrale Rolle bei der Entstehung des Gebärmutterhalskrebses spielen. Die Kassen erstatten die Kosten im Rahmen der Früherkennung (noch) nicht, zur weiteren Abklärung eines Gebärmutterhalsabstrichs mit erhöhter Pap-Klasse werden sie allerdings übernommen.

Der Test unterscheidet nicht, ob „nur“ eine Infektion vorliegt, die vielleicht sogar von selbst wieder verschwindet, oder ob das Virus sich chronisch festgesetzt und schon Zellveränderungen ausgelöst hat (um diese festzustellen, ist ein Gebärmutterhalsabstrich notwendig). Ein positiver Test muss deshalb nach einem Jahr wiederholt werden – eine lange Wartezeit für die Betroffenen. Und selbst nach einem Jahr bleiben viele Befunde positiv, aber es kommt nie zu Zellveränderungen (Dysplasien) oder einem Krebs.

Der Test hat aber auch Vorteile: Ist er negativ, so gibt das eine große Sicherheit. Nach einer Studie haben Frauen, bei denen sowohl der Gebärmutterhalsabstrich als auch der HPV-Test negativ sind, ein Risiko von weniger als 1 %, innerhalb von fünf Jahren eine schwerwiegende Dysplasie zu entwickeln.

Die Kosten für den HPV-Test betragen 30–80 €.

HPV-Impfung. Vielversprechend und inzwischen verfügbar ist die Impfung gegen HPV. Die Impfung wird allen jungen Mädchen vor dem ersten Geschlechtsverkehr empfohlen. Wenn die Impfung zwischen dem 13. und 26. Lebensjahr erfolgt, übernehmen die Krankenkassen die Kosten.

Es gibt Hinweise darauf, dass auch Frauen (jeden Alters) nach dem ersten Geschlechtsverkehr von der Impfung profitieren. Aufgrund der spärlichen Daten gibt es aber derzeit noch keine allgemeinen Empfehlungen.

Die Impfung bietet aber keinen 100%igen Schutz, denn der Impfstoff schützt nur vor den zwei HPV-Typen, die 80 % aller Gebärmutterhalskrebse ausmachen (gegen die übrigen 20 % wirkt er nicht).

In sehr seltenen Fällen tritt Gebärmutterhalskrebs auch unabhängig von einer HPV-Infektion auf. Außerdem weiß man bislang nicht, wie lange der Impfschutz anhält, wann und ob eine Auffrischimpfung notwendig ist.

Selbsthilfe

Keine andere Erkrankung berührt so sehr die Intimität, das Selbstverständnis und das Körpergefühl der Frau wie eine Krebserkrankung der Gebärmutter oder der Verlust von Gebärmutter und Eierstöcken. Häufige Folge sind Probleme und Befangenheit im Umgang mit Sexualität, über Angst vor Berührungen des Partners bis zur dauerhaften Abneigung gegen Geschlechtsverkehr. Dies alles wiederum verschlechtert das Selbstwertgefühl, was das entspannte, lustvolle Erleben von Sexualität erneut blockiert: ein Teufelskreis. Und ein heikles Thema, über das mit dem Partner oft nicht gesprochen und das auch von den Ärzten zu selten angesprochen wird. Versuchen Sie Ihre Probleme mit der „neuen“ Sexualität nicht zu verschweigen und nehmen Sie professionelle Hilfe in Anspruch. Die Schwierigkeiten haben nämlich keineswegs nur psychische Ursachen. Typische Folgen der Operation, Bestrahlungsbehandlung und Lymphknotenentfernung in der Beckenregion sind die Verengung und Vernarbung des Scheideneingangs und eine nur noch eingeschränkte Befeuchtung (Lubrikation). Dies kann vor allem in der Anfangszeit zu starken Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen.

Folgende Tipps helfen Ihnen vielleicht, die Beschwerden zumindest etwas zu lindern:

Scheideninfektionen. Das Scheidengewebe ist nach der Bestrahlung anfällig für Infektionen. Waschen Sie das äußere Geschlechtsorgan deswegen vorbeugend mit milder Seife oder speziellen Waschlotionen, aber übertreiben Sie es nicht mit der Intimhygiene. Scheidenspülungen werden von den meisten Experten nicht mehr empfohlen, können im Einzelfall aber sinnvoll sein und gut tun. Von Intimdeos ist generell abzuraten, da sie in der Regel Alkohol enthalten und die Schleimhäute strapazieren. Kalte Kompressen und kühle Sitzbäder lindern eventuell noch vorhandenes Wundgefühl. Tragen Sie lockere, kochfeste und saugfähige Unterwäsche aus Baumwolle.

Scheidentrockenheit. Gleitcremes und Östrogensalben verbessern Geschmeidigkeit und Feuchtigkeit der Scheide. Vaginaldehner (Dilatoren) sind speziell dazu entwickelt worden, die Scheide nach gynäkologischen Operationen oder Bestrahlungen schonend zu dehnen. Es gibt sie in verschiedenen Formen, Durchmessern und Längen und sogar als Maßanfertigung. Sie werden wie ein Tampon eingeführt, wobei das Einführen mit Gleitcreme erleichtert werden kann. Auch durch vorsichtig praktizierten Geschlechtsverkehr sollte versucht werden, die Dehnbarkeit der Scheide nach und nach zu verbessern. Anfängliche Beschwerden und leichte Blutungen sind in der Regel normal.

Chronische Beinschwellungen. Gegen Wassereinlagerungen in den Beinen (Lymphödeme) helfen Lymphdrainage, Kompressionsstrümpfe und -strumpfhosen. Gehen Sie viel schwimmen. Dies wirkt wie eine Art Lymphdrainage und ist eine optimale Vorbeugung gegen Ödeme. Versuchen Sie das Tragen von schweren Lasten zu vermeiden und sehen Sie von zu heißen und langen Fuß- und Vollbädern sowie zu langen Sonnenaufenthalten ab. Eine Faustregel: Lieber laufen und liegen statt sitzen und stehen.

Entzündungen der Harnblase und des Darms, Harninkontinenz. Als Folge der Strahlenbehandlung auftretende Entzündungen der Harnblase und des Darms klingen ärztlich behandelt meist innerhalb weniger Wochen wieder ab. Die nach ausgedehnten Operationen im Beckenbereich häufig vorkommende Harninkontinenz sollte vom Urologen abgeklärt und behandelt werden. Zur Vorbeugung einer Harninkontinenz hat sich regelmäßig durchgeführtes Beckenbodentraining als sehr effektiv erwiesen.

Wechseljahresbeschwerden. Bei einer Eierstockentfernung oder dem dauerhaften Ausfall der Eierstockfunktion als Folge der Bestrahlung kommt es zu typischen Wechseljahrsbeschwerden, die entsprechend behandelt werden können.